Performersion 2022 – Macht im Digitalen Theater
Performersion 2022 – Macht im Digitalen Theater
Veranstaltungen zur praktischen Anwendung digitaler Werkzeuge und zur ästhetischen Ausformulierung digitaler Formate gibt es zum Glück inzwischen sehr viele. Wir wollen uns deswegen bei der diesjährigen Performersion auf die Suche nach den Machtstrukturen im digitalen Theater machen und hinter Ästhetik und Praxis schauen. Denn die Reflexion von Machtverhältnissen ist nicht nur ästhetisches Kennzeichen vieler Arbeiten in den freien darstellenden Künsten, sondern auch tief eingeschrieben in die Art und Weise vieler Künstler:innen, Stoffe zu entwickeln und zu schärfen.
Doch sind die Besitz- und Eigentumsverhältnisse digitaler Plattformen und Kunstprodukte schon ähnlich strukturiert durchdacht wie die seit Jahren routinierte Analyse der Kulturproduktion im physischen Raum? Wenn die gate-keepende Macht von Juror:innen und Spielstättenleitungen in digitalen Räumen weniger präsent ist, wer steht dann vor diesen digitalen Zugängen? Wie verändert sich die Rolle der digitalen Kurator:innen? Stimmt die utopistische Deutung, dass aus performing artists nun selbstbestimmte Sender:innen ihrer eigenen Kunst in selbstgewählten, sicheren Räumen werden? Wer verdient an den ganzen Videoaufzeichnungen, die online gestellt wurden, und anderen Onlineformaten? Wie viele Verwertungsrechte wurden unabsichtlich an Tech-Konzerne abgetreten, weil die AGBs unverständlich sind? Und welche Faktoren gilt es auf der Suche nach gerechter Repräsentation auf digitalen Bühnen zu beachten?
Wir wissen, dass der Angriffskrieg in der Ukraine viele Menschen vor große Herausforderungen stellt. Wir arbeiten daran, nachhaltige Hilfsangebote zu schaffen. Von einigen ukrainischen Kolleg:innen haben wir viel über die künstlerische Nutzung digitaler Tools gelernt. Wir wissen auch von vielen unter Euch und Ihnen, die viele Arbeitsbeziehungen zu Künstler:innen nicht nur in der Ukraine, sondern in krisenhaften Gebieten überall auf der Welt pflegen. Wir sind uns sicher, dass digitale Tools helfen können diese Beziehungen in schwersten Zeiten zu pflegen und weiterzuentwickeln. Deswegen arbeiten wir daran und freuen uns, wenn Ihr und Sie unser Angebot für Eure Arbeit nutzen könnt.
Dazu haben wir (wissens-)mächtige Expert:innen aus Politik, Performing Arts und digitalen Künsten eingeladen und bieten darüber hinaus ermächtigende Workshops an. Wir treffen uns an jedem der drei Tage im sicheren Expeditionscamp auf Gather.Town und brechen von dort zu Exkursionen in digitale Kulturräume auf.
Das Performing Arts Programm arbeitet seit 2016 mit der re:publica und weiteren Kooperationspartner*innen zusammen, um Akteur*innen der freien darstellenden Künste mit Digitalitätsexpert*innen zu verbinden: Internationale Künstler*innen, Game-Developer, Expert*innen aus Technologie und Forschung kommen regelmäßig zusammen, um Ideen zu entwickeln und praktische Anwendungen in kollaborativen Formaten zu erproben und sich auszutauschen. Die unterschiedlichen Stärken der Teilnehmer*innen helfen zu inspirieren, Wissen zu transferieren und neue Wege und Methoden auszuprobieren. Die Performersion bildet so eine Schnittstelle, von der aus die Teilnehmer*innen immer wieder transdisziplinäre Impulse entwickeln und in ihre jeweiligen Arbeitsfelder mit zurück nehmen.