Performersion 2022 – Macht im Digitalen Theater

2. März 2022 - 4. März 2022

Performersion 2022 – Macht im Digitalen Theater

Veranstaltungen zur praktischen Anwendung digitaler Werkzeuge und zur ästhetischen Ausformulierung digitaler Formate gibt es zum Glück inzwischen sehr viele. Wir wollen uns deswegen bei der diesjährigen Performersion auf die Suche nach den Machtstrukturen im digitalen Theater machen und hinter Ästhetik und Praxis schauen. Denn die Reflexion von Machtverhältnissen ist nicht nur ästhetisches Kennzeichen vieler Arbeiten in den freien darstellenden Künsten, sondern auch tief eingeschrieben in die Art und Weise vieler Künstler:innen, Stoffe zu entwickeln und zu schärfen.

Doch sind die Besitz- und Eigentumsverhältnisse digitaler Plattformen und Kunstprodukte schon ähnlich strukturiert durchdacht wie die seit Jahren routinierte Analyse der Kulturproduktion im physischen Raum? Wenn die gate-keepende Macht von Juror:innen und Spielstättenleitungen in digitalen Räumen weniger präsent ist, wer steht dann vor diesen digitalen Zugängen? Wie verändert sich die Rolle der digitalen Kurator:innen? Stimmt die utopistische Deutung, dass aus performing artists nun selbstbestimmte Sender:innen ihrer eigenen Kunst in selbstgewählten, sicheren Räumen werden? Wer verdient an den ganzen Videoaufzeichnungen, die online gestellt wurden, und anderen Onlineformaten? Wie viele Verwertungsrechte wurden unabsichtlich an Tech-Konzerne abgetreten, weil die AGBs unverständlich sind? Und welche Faktoren gilt es auf der Suche nach gerechter Repräsentation auf digitalen Bühnen zu beachten?

Wir wissen, dass der Angriffskrieg in der Ukraine viele Menschen vor große Herausforderungen stellt. Wir arbeiten daran, nachhaltige Hilfsangebote zu schaffen. Von einigen ukrainischen Kolleg:innen haben wir viel über die künstlerische Nutzung digitaler Tools gelernt. Wir wissen auch von vielen unter Euch und Ihnen, die viele Arbeitsbeziehungen zu Künstler:innen nicht nur in der Ukraine, sondern in krisenhaften Gebieten überall auf der Welt pflegen. Wir sind uns sicher, dass digitale Tools helfen können diese Beziehungen in schwersten Zeiten zu pflegen und weiterzuentwickeln. Deswegen arbeiten wir daran und freuen uns, wenn Ihr und Sie unser Angebot für Eure Arbeit nutzen könnt.

Dazu haben wir (wissens-)mächtige Expert:innen aus Politik, Performing Arts und digitalen Künsten eingeladen und bieten darüber hinaus ermächtigende Workshops an. Wir treffen uns an jedem der drei Tage im sicheren Expeditionscamp auf Gather.Town und brechen von dort zu Exkursionen in digitale Kulturräume auf.

 

Das Performing Arts Programm arbeitet seit 2016 mit der re:publica und weiteren Kooperationspartner*innen zusammen, um Akteur*innen der freien darstellenden Künste mit Digitalitätsexpert*innen zu verbinden: Internationale Künstler*innen, Game-Developer, Expert*innen aus Technologie und Forschung kommen regelmäßig zusammen, um Ideen zu entwickeln und praktische Anwendungen in kollaborativen Formaten zu erproben und sich auszutauschen. Die unterschiedlichen Stärken der Teilnehmer*innen helfen zu inspirieren, Wissen zu transferieren und neue Wege und Methoden auszuprobieren. Die Performersion bildet so eine Schnittstelle, von der aus die Teilnehmer*innen immer wieder transdisziplinäre Impulse entwickeln und in ihre jeweiligen Arbeitsfelder mit zurück nehmen.

Sonderveranstaltung
2. März 2022 - 09:00 Online
Versammlung
Sonderveranstaltung
2. März 2022 - 09:15 Online
Vortrag & Diskussion

Anna Kassautzki ist seit dieser Legislaturperiode stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Digitales des Bundestages. In ihrer ersten Rede im Bundestag hat sie unter anderem die zu Grunde liegenden infrastrukturellen Mängel hinter IT-Sicherheitslücken (wie der 0-Day Lücke in Log4j) angesprochen. Anna Kassautzki ist auch in den Beirat der Bundesnetzagentur entsandt worden, die zuständig ist für alle Leitungsnetze, in denen Elektrizität, Gas, Daten und Wasser geleitet wird. Wir möchten gerne von ihr wissen, welche Strategien sie unterstützt, um die Machtstrukturen, bzw. Rahmenbedingungen digitaler Entwicklungen zu verbessern, und auch wie sie Machtverschiebung im digitalisierten politischen Diskurs einordnet.

Anna Kassautzki (Mitglied des Bundestages, SPD)

Sonderveranstaltung
2. März 2022 - 10:00 Online
Vortrag & Diskussion

Die Arbeiten von allapopp und Janne Kummer setzen seit Jahren Maßstäbe, wie kritische Nutzung digitaler Tools für die Kunst funktionieren kann. Unter den vielen digitalen Instrumenten wird den Künstlichen Intelligenzen vermutlich die höchste Machtverstärkung zugeschrieben. Am Beispiel des aktuellen Projekts „The House of Monstress Intelligenzia“ am HAU – Hebbel am Ufer denken sie gemeinsam darüber nach, wie eine queer-feministische KI funktionieren, aussehen und sich anfühlen könnte.

allapopp & Janne Kummer aka.alaska in Zusammenarbeit mit Luna Nane und Portrait Xo (Künstler:innen)

Sonderveranstaltung
2. März 2022 - 12:00 Online
Workshops & Seminare

Das Gesicht: nichts wird regelmäßiger digital manipuliert, dabei dient es auch als Login für immer mehr elektronische Geräte. FaceApp ist eine der am meisten verwendeten Apps der Welt. Instagram produziert täglich hunderte von Millionen digital gefilterter Gesichtsbilder. Das veränderte Gesicht ist ein riesiger Markt und beeinflusst die Leben unzähliger Menschen. Inzwischen gibt es Tools, die Menschen ermächtigen, selbst Facefilter zu entwerfen und zu veröffentlichen. Diese Anwendungen sind eng verwandt mit der Nutzung von Masken und Maskenbildnerei, also eigentlich nah der Kernkompetenz performativer Künstler:innen. In diesem Workshop lernen Menschen mit digitalen Basiskenntnissen (idealerweise schon mal mit Grafikprogrammen gearbeitet) das Entwerfen, Programmieren und Veröffentlichen eigener Facefilter.

Voraussetzung für die Teilnahme an dem Workshop sind:

  • Laptop oder Computer mit guter Internetverbindung
  • Kopfhörer
  • die Möglichkeit extra Software (Spark AR) auf Ihrem Computer zu installieren – nach Anmeldung erfolgt eine Mail mit Installationsanleitung

Hongwei Tang (Creative Coder, AR Art Director)

Sonderveranstaltung
3. März 2022 - 09:00 Online
Versammlung
Sonderveranstaltung
3. März 2022 - 09:15 Online
Vortrag & Diskussion

Jasmin Grimm, die mit dem von ihr kuratierten NEW NOW Festival neue Impulse setzen konnte und dafür viel Aufmerksamkeit erhalten hat, spricht über ihre Erfahrungen mit dem digitalen Kuratieren. Sieht sie hier eine neue kuratorische Praxis am Entstehen? Wie verschieben sich Machtverhältnisse und Prozesse im digitalen Raum? Welche Rollen spielen Eigentumsfragen in der Produktion eines digitalen Festivals? Auf diese und weitere Fragen wird uns Jasmin Grimm antworten.

Jasmin Grimm (Kuratorin)

Sonderveranstaltung
3. März 2022 - 10:00 Online
Vortrag & Diskussion

Susanne Chrudina ist es gelungen, eine funktionierende, digitale Infrastruktur für die Durchführung digitaler Formate im Rahmen der vier – von ihr geleiteten – Bundeswettbewerbe zu etablieren. Wie gelingt das in einer Institution wie den Berliner Festspielen? Welche Ziele sie damit verfolgt hat und wie sie diese umsetzen konnte, skizziert sie in diesem Vortrag. Und auch einen Blick in die Zukunft digitaler Begleitung von Festival-Formaten mit jüngeren Zielgruppen wird sie wagen.

Susanne Chrudina (Leitung Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele)

Sonderveranstaltung
3. März 2022 - 12:00 - 16:00 Online
Workshops & Seminare

Du willst nicht, dass Dir Unternehmen im Internet hinterherschnüffeln? Du möchtest unbedingt vermeiden, dass künstlerische Werke online in zweifelhaften Zusammenhängen verwertet werden? Du hast aber wenig Zeit und weißt nicht, wo Du anfangen sollst? Wir finden es wichtig, dass wir uns trotzdem vor kommerzieller Überwachung schützen können – schließlich muss man irgendwo anfangen. In diesem Workshop gibt es das Basispaket mit den wichtigsten Tipps, die super schnell umgesetzt sind. Alle sind am Rechner zu Hause und am Smartphone anwendbar.

In Englischer Lautsprache

Alistair Alexander (Ethical Sustainable Tech Practitioner), Cade Diehm (Designer, Writer and Researcher)

Sonderveranstaltung
4. März 2022 - 09:00 Online
Versammlung
Sonderveranstaltung
4. März 2022 - 09:15 Online
Podiumsdiskussion

Wie verändert sich das Rollenprofil von Leiter:innen in Kulturinstitutionen, wenn diese sich ins Digitale verschieben? Was geschieht mit demokratischen Strukturen und Architekturen, wenn Kunstproduktion ins Internet wechselt? Welche Strategien haben sich in den letzten zwei Jahren als brauchbar herausgestellt und was ist grandios gescheitert? Diese und andere Fragen werden von Menschen beleuchtet, die diese Prozesse auch hinter den Kulissen erfahren und gestaltet haben.

Mit Christian Holtzhauer (Intendant Schauspiel, Nationaltheater Mannheim), Annette Kleffel (Leitung Netzwerk & Kooperationen bei der Technologiestiftung Berlin) und Jeanne Charlotte Voigt (Kuratorin und Kulturproduzentin)

Sonderveranstaltung
4. März 2022 - 11:00 - 14:00 Online
Workshops & Seminare

Zum Abschluss bieten wir intensive Workshop-Sessions an, in denen individuelle digitale Strukturen auf die innenwohnenden Machtstrukturen untersucht werden. Aspekte aus der Organisationsentwicklung, aber auch digital-forensische Analyse von Soft- und Hardware, sowie orientierende Beispiele zur praktischen Umsetzung der DSGVO nehmen wir gemeinsam unter die Lupe. Angemeldete Teilnehmer:innen werden im Vorfeld von uns kontaktiert, um möglichst gut passende Expert:innen einzubeziehen.

Mit Gloria Schulz (Creative Coderin, Künstlerin), Julian Kamphausen (Kurator) und weiteren Expert:innen

Anmeldung an: 
performersion [at] pap-berlin.de